Der Amateurfunkdienst, umgangssprachlich einfach “Amateurfunk” genannt, ist ein internationaler öffentlicher Funkdienst, über den sich Interessierte zur persönlichen Weiterbildung, zur privaten Kommunikation, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung in Not- und Katastrophenfällen theoretisch wie praktisch mit allen Aspekten der drahtlosen Kommunikation befassen können. Die Bandbreite reicht dabei von Morsezeichen über Sprechfunk und digitalem Fernsehen bis hin zu modernen Computernetzen mit Übertragungsraten im Megabit-Bereich.
Der Amateurfunk ist auch Experimentierfunk. Das bedeutet, dass er schon immer eine offene Spielwiese für Menschen darstellte, die neue Kommunikationsarten ausprobieren wollten. Funkamateure dürfen sowohl eigene Geräte selberbauen als auch vorhandene Geräte umbauen und modifizieren. Das Spektrum des Selbstbaus reicht dabei von einfachen Radios bis hin zu kompletten Satelliten.
Beispiele für Anwendungen des Amateurfunks sind:
- Morsezeichen: Das Morsen ist eine der ältesten Betriebsarten überhaupt. Auch wenn es in der heutigen Zeit zur Informationsübertragung nur noch eine sehr untergeordnete Rolle spielt, hat es doch immer noch viele Fans: Die einen reizt es, mit minimalem technischen Aufwand und geringster Sendeleistung weltweite Funkkontakte zu pflegen, andere schätzen das mentale Training, Morsesignal präzise mit der Hand geben und nur mit dem Gehör dekodieren zu können.
- Sprechfunk: Der Sprechfunk ist immer noch der Klassiker, an den die meisten Menschen beim Begriff “Funk” als erstes denken. Er eignet sich sowohl für den abendlichen Feierabendplausch in gemütlicher Runde als auch für internationale Kontakte mit fremden Kontinenten. Im Amateurfunk gibt es sowohl den klassichen analogen Sprechfunk als auch modernen Digitalfunk.
- PSK31: PSK31 ist die technische Beschreibung eines Verfahrens, bei dem mit Hilfe eines Computers eine Art Chat zwischen zwei oder mehr Parteien möglich ist. PSK31 ist sowas wie die moderne Form des Morsens: Man kann mit geringsten Sendeleistungen in der Größenordnung von 5 Watt (das ist nur wenig mehr Leistung als ein Mobiltelefon hat) um den kompletten Erdball funken.
- Packet Radio: Das Packet Radio Netzwerk ist sowas wie das Internet der Funkamateure. Es dient zur Datenübertragung zwischen Computern und besteht aus untereinander vernetzten Knoten. Über das Packet Radio Netz kann man elektronische Mails an andere Funkamateure schreiben, in Echtzeit miteinander chatten, Dateien austauschen, in Diskussionsforen schreiben oder für andere Zwecke Datenverbindungen aufbauen. Außerdem kann man über das Packet Radio Netz in einer Art Newsticker verfolgen, auf welchen Frequenzen gerade besondere (z.B. seltene) Stationen gehört wurden. Da die Verbindungsgeschwindigkeiten für die Nutzer meistens nur bei steinzeitlichen 1200 oder 9600 Bit pro Sekunde liegen, wird das Packet Radio Netz zunehmend vom HAMNET (s.u.) ersetzt.
- APRS: Das Automatic Packet Reporting System wird benutzt um GPS-Koordinaten und Kurznachrichten zwischen (normalerweise) mobilen Funkstationen auszutauschen. Es wird zum Beispiel verwendet, um die Bewegung von Wetterballons zu verfolgen. Aber auch wenn man sich spontan mit anderen Funkamateuren treffen möchte, ist APRS eine große Hilfe.
- HAMNET: Das HAMNET wird ein drahtloses Multimedia-Netz zum Datenaustausch zwischen Funkamateuren. Es befindet sich zur Zeit im Aufbau und basiert auf modifizierten WLAN-Routern, so dass im Gegensatz zum alten Packet Radio Netz Transferraten bis in den MBit-Bereich möglich sind.
- Weltraum-Funk: Amateurfunk-Satelliten unterstützen die weltweite Kommunikation und auch die Internationale Raumstation ISS hat Amateurfunk an Bord. Man braucht aber schon ziemlich viel Glück wenn man mit einem der Astronauten persönlich sprechen möchte, denn die Jungs im Orbit sind mit ihrer regulären Arbeit meistens schon gut ausgelastet und wenn sie sich mal melden, ist der Andrang entsprechend groß. Aber von der Technik ist es kein Problem und man braucht auch kein teures Equipment.
- Amateurfunk-Peilen: Beim Amateurfunk-Peilen, auch Fuchsjagd genannt, geht es darum, kleine Sender (“Füchse”) möglichst schnell und möglichst genau anzupeilen und aufzuspüren. (Diese Fähigkeiten werden selbstverständlich auch gerne eingesetzt wenn Unbefugte in Amateurfunkfrequenzbereiche eindringen und missbräuchlich verwenden.)
- QSL-Karten: Wem das Vervollständigen von Fußball-Sammelalben zu langweilig ist, kann QSL-Karten sammeln. Im Amateurfunk hat es Tradition, erfolgreiche Funkverbindungen mit einer QSL-Karte schriftlich zu bestätigen. Sie ist eine Art Postkarte, die von manchen Funkamateuren sehr liebevoll mit Bildern aus dem eigenen Umfeld gestaltet wird.
(Der Amateurfunk hat noch wesentlich mehr Facetten, die ich an dieser Stelle nicht alle aufzuführen vermag.)
Wer darf am Amateurfunkdienst teilnehmen? #
Die Funksignale des Amateurfunkdienstes sind öffentlich und dürfen von Jedermann frei empfangen werden.
Zum Senden muss eine Prüfung abgelegt werden, bei der der angehende Funkamateur seine Kenntnisse in den Bereichen Technik, Betriebstechnik (d.h. die Vorgehensweisen bei der Abwicklung des Funkverkehrs) und Gesetzeskunde (z.B. rechtliche Rahmenbedingungen, Sicherheitsvorschriften) unter Beweis stellen muss.